Staunen (admiratio, stupor), ein Phänomen, dem nicht nur emotionale Qualitäten und kognitive Prozesse zugeschrieben werden, sondern das auch Teil einer reichen Tradition poetologischer und rhetorischer Vereinnahmung ist, wird in dieser Vorlesung in seiner theoretischen und poetischen Fassung vorgestellt. Dabei richtet sich das Augenmerk auf die Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit bis ins 17. Jh. Ausblicke in die Antike sowie die Moderne ergänzen die intensive Auseinandersetzung mit diesem scheinbar so bekannten Phänomen, dessen Konturierung und semantisch-diskursive Fassung sich jedoch nicht ganz so einfach fassen lässt. Dabei zeigen sich die verschiedenen Formen des Staunens als zentrale Momente der Reflexion, der Transgression und der Poiesis, als zentrale Momente der subjektiven Erkenntnis und kollektivierenden Darstellung. Damit ist Staunen nicht nur Anfang der Philosophie, wie bei Aristoteles und Platon zu lesen, sondern auch Anfang der Dichtung und zentrales Mittel der Kunst.
On Tuesdays (starting on February 19, 2019)
10.15 AM – 12 PM