Ohne Licht kein Staunen. Die Thematik des Lichts spielt in der Reflexion über das Staunen eine wichtige Rolle. Es sind Lichteffekte, wechselnde Beleuchtungen, neue Perspektivierungen, die das Auge staunen und erkennen lassen. Bedeutung des Staunens für Erkenntnis, Wissen und Imagination. Dabei wird die Lichtthematik durch die Zeit immer wieder fokussiert. Das Staunen wird schon in antiken und mittelalterlichen Texten als Moment vor dem Einsetzen des Nachdenkens und Reflektierens beschrieben und damit auch als Auslöser und Bedingung für Erkenntnis. Es wird gestaunt angesichts von Schönheit, Erhabenheit, vor dem Wunderbaren, dem Unerklärlichen und dem Heiligen, aber auch angesichts technischer Errungenschaften und Naturphänomenen. Im Hinblick auf das Rahmenthema der Scientifica bieten sich eine Vielzahl von Bezügen an. Nicht nur das Staunen über Licht und Lichtphänomene im künstlerischen, religiösen und naturkundlichen Bereich, sondern auch das Staunen als der Beginn eines Erkenntnisprozesses, der das vielbeschworene metaphorische Licht ins Dunkel bringt und nicht zuletzt das Staunen über das Staunen selbst.
Das Staunen schreibt sich in eine Wertediskussion ein und wird so zum Instrument von Wertsetzung, aber auch von sozialen und kulturellen Hierarchisierungen wird. Damit zeigt sich, wie sich der poetologische und ästhetische Staunensdiskurs auf kulturelle Semantiken und in höchstem Grad gesellschaftsprägende Diskurse hin öffnet und in seiner Relevanz für wissenschafts-, erziehungs-, sozial- sowie wirtschaftspolitische Interessen und Praktiken erkennbar wird. Damit wird die Untersuchung der Poetik und Ästhetik des Staunens auch um einen Beitrag zu der aktuellen Debatte zum Verhältnis von Wissen und Literatur sowie dem Selbstverständnis der Literatur in einer Wissensgesellschaft.
Das Sinergia-Projekt wird sich mit einem Stand und mit Vorträgen auf der Scientifica präsentieren.